Portraits

Tribe Serie

Kinder der Welt

Öl & Schlagmetall Gold auf Leinwand/30×30 cm

Gesichtsbemalungen waren seit jeher Ausdruck von Zugehörigkeit, Tradition oder innerem Empfinden — ein fester Bestandteil vieler Kulturen weltweit. Der Wunsch, sich hinter einer Maske in ein anderes Wesen zu verwandeln — sei es Mensch, Tier oder Fabelgestalt — und dabei sein ureigenes Wesen sichtbar werden zu lassen, scheint ein Urtrieb des Menschen zu sein.

Kinder verschiedenster Kulturen teilen diese spielerische Neugier. In ihren Gesten und Fantasien zeigt sich eine universelle Verbindung zwischen den Völkern, die im Erwachsenenleben allzu oft von gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Grenzen überlagert oder vergessen wird.

Sich selbst, jenseits psychologischer Konditionierungen, durch eine andere Fassade auszudrücken, verleiht Kraft — und erlaubt es dem wahren Geist, freier zu fließen.

Gerade in unserer heutigen, digital geprägten Zeit erfährt diese Form der Selbstdarstellung eine neue Dimension. In virtuellen Welten leben wir innere Sehnsüchte und Emotionen durch Avatare aus, die uns durch Räume führen, die mitunter realer und lebendiger wirken als die sichtbare Welt — und sich zunehmend mit ihr vermischen.
Unbeschwert und spielerisch, wie Kinder, bewegen wir uns darin und sammeln Erfahrungen in anderen Wirklichkeiten.

Wie weit also ist das digitale Zeitalter wirklich von den alten Traditionen entfernt? Oder schließt sich hier womöglich ein Kreis?

Anja Brinkmann